Von Idyllwild bis Big Bear Lake 

Montag früh sind wir nach einem ‚Zero day‘, einem Tag ohne Hiken auf dem Trail (deshalb zero day, weil 0 Meilen) in der beschaulichen Stadt Idyllwild in den Bergen gestartet. Ein Mann fuhr uns zum Trail zurück (etwa 3 Meilen den Berg hinauf bis zu einem Parkplatz). Dann hieß es wieder selbst laufen. Und es ging steil nach oben. Bis zu 9000 Fuß waren die Berge, die auf uns warteten. Dabei auch die Fuller Ridge, ein Bergkamm, den man über ca. 3 Meilen entlang geht und vor dem wir gewarnt worden waren – es liege noch viel Schnee dort oben. Ohne Microspikes nicht machbar und am besten mit Eisaxt sollte man ausgerüstet sein.

Bereits früh kam der erste Schnee rechts und links, immer wieder mal Verwehungen. Durch den steilen Anstieg und den Schnee kamen wir nur langsam voran. Immer in der Sorge, den Trail zu verlieren. 

Stephan trotzt dem Schnee

So wurde es später Nachmittag, bis wir oben ankamen. Vor uns lag der knapp 3 Meilen lange Fuller Ridge, der schneereich war und ein schnelles Vorankommen dort war nicht zu erwarten. Deshalb suchten wir uns oben einen Platz zum Zelten und schliefen am Berg auf 8000 Fuß. Die Nacht war kalt – kaum vorstellbar dass uns schon morgen die gnadenlose Hitze der Wüste nach dem Abstieg erwarten sollte.
Am Morgen brachen wir früh auf und waren gespannt auf die Ridge, die wie erwartet voller Schnee war, aber mit unseren Microspikes (Ministeigeisen zum unter die Füße schnallen) war er doch deutlich leichter zu bewältigen als befürchtet. Schon gegen Mittag konnten wir nach kurzer Mittagsrast den langen Abstieg zurück in die Wüste beginnen. Meile um Meile schlängelte sich der Trail die Berghänge entlang nach unten.
Der Abstieg war lang – die Berghänge zogen sich schier endlos. Um die schöne, aber etwas eintönige Strecke mit Aufregung zu versehen, kreuzten 3 Schlangen unseren Weg. Sie waren jedoch wie schon bei der ersten Begegnung zügig verschwunden als sie uns sahen. 

Es klapperten die Klapperschlangen bis ihre Klappern schlapper klangen

Wir schlugen unser Zelt am frühen Abend an einem der wenigen dafür geeigneten Plätze auf und teilten diesen Platz mit 7 weiteren Hikern. 

Gibt es einen schöneren Ausblick am Abend?

Schon früh am nächsten Morgen brachen alle auf, denn im Tal wartete nach 9 Meilen die Kleinstadt Cabazon auf uns – dort mussten wir unsere Vorräte aufstocken und dann direkt weitergehen. 

Das Trampen zu dieser Kleinstadt gestaltete sich schwierig, nach 1 Stunde Laufen in glühender Hitze und gerade mal 7 vorbeigefahrenen Autos riefen wir ein Taxi. 

Irgendwann mag man einfach nicht mehr weiterlaufen

Das brachte uns die 10 Meilen zur Stadt, wir stockten unsere Vorräte auf und erholten uns noch für einige Minuten im gut klimatisierten Starbucks.

In diesem kleinen Tante Esmeralda-Laden stockten wir die Vorräte für die nächsten 4 Tage auf

Ein älterer Herr, der Hiker unterstützt, brachte uns dann zurück zum Trail. In glühender Hitze begannen wir den nächsten Aufstieg und schleppten uns die nächsten Berge hoch. Meile 200 passierten wir nebenbei auch. 

Wie immer war jemand vorher so nett ein paar Steine zu legen.

Die Temperatur war inzwischen deutlich über 30 Grad gestiegen und in der prallen Sonne kamen wir nur langsam voran. Zumal die Rucksäcke nach dem Einkauf in Cabazon natürlich wieder schwerer waren. 

Jeder Schatten wird genutzt. Gerade Zwischen 11 und 14 uhr ist es teils unerträglich

Ab dem frühen Abend hatten wir dann Schatten und das Laufen fiel uns deutlich leichter. Unser erster Nighthike – die letzte Stunde liefen wir im Dunkeln mithilfe unserer Stirnlampen. Viel angenehmer ohne Sonne! Nach 20 Meilen an diesem Tag und etlichen Höhenmetern – vormittags runter, nachmittags rauf –  kamen wir zu einem Fluss und schlugen auf dem Zeltplatz der Whitewater Preservation (einem Naturcampingplatz mit Toilettenhaus und fließendem Wasser) unser Lager auf.
Am folgenden Morgen standen wir gegen 7:30 Uhr auf und gönnten uns ein Oatmeal-Frühstück am Picknicktisch. Die anderen Hiker waren auch am aufstehen und so kam man ins Gespräch. Einer – er war geschätzt um die 65 – machte hier bereits den zweiten Offtag. Seine Füße machten wohl Probleme. Trotzdem gibt es sicher spannendere Orte zum Erholen.
Nach ca. 2 Meilen kam die erste richtige Flussfurtung, d.h. nur für Irene.  Stephan hüpfte von Stein zu Stein, was Irene dann doch zu unsicher aussah uns sie Socken und Sohlen auszog um durch den Fluss zu waten.
Am Flüsschen gab’s ne Schattenpause und frisches Wasser

Der Tag hatte es ordentlich in sich: immer entlang des Flüsschen schlängelte sich der Trail bis auf ca. 1400 Höhenmeter. Die Hitze schlug auch wieder unbarmherzig zu, so dass wir immer wieder Wasser am Fluss nachholten und immer wieder Pausen im Schatten machten. 
Die Landschaft ändert sich teilweise stündlich

Erst als die Nachmittagssonne hinter den Bergkämmen verschwand wurde es erträglicher.
Am angepeilten Zeltplatz angekommen erwartete uns schon eine uns bekannte Vierergruppe. Wir bauten diesesmal nur das Innenzelt auf, da es nicht sehr kalt war und der Himmel auch keinen Regen prophezeite.
Gegen 4 Uhr wachten wir kurz auf, als „Die Gang“ zusammenpackte. Wir wollten zwar auch früher aufstehen um der Sonne zu entkommen, aber sooo früh dann doch nicht. 
Um 5 Uhr klingelte der Handywecker. Gegen 6 Uhr waren wir abmarschbereit. Die ersten Stunden waren sonnentechnisch sehr angenehm, da die aufgehende Morgensonne sich zunächst hinter den Bergen und dann hinter einem leichten Wolkenschleier versteckte. Auch als sie dann herauskam war es erträglicher als Vortages, da meist ein kühler Wind wehte. 

Happa Happa zwischendurch

Allerdings schlug der Höhenanstieg voll durch. Wir mussten bis auf 2600 m, und dabei auch noch extra Wasser mitschleppen, da nach ein paar Querungen des Baches über viele Meilen nichts mehr kam.

Tolle Aussichten muss man genießen

Unterwegs trafen wir auch auf eine Trailcrew. Das sind Freiwillige, die sich eine Woche Zeit nehmen um den Trail in Stand zu halten.  Bei uns waren es ein ehemaliger Thruhiker und ein paar Jugendliche. Sie setzen Steine neu, schneiden Büsche zurück die den Weg überwuchern, räumen umgefallene Bäume aus dem Weg oder reparieren den Trail nach Regenauswaschungen.  Eine unbezahlbare Arbeit, ohne die unsere Wanderung nicht möglich wäre. Und das alles ohne motorisiertes Werkzeug. Natürlich haben wir uns bei ihnen bedankt.
Ziemlich geschafft, aber auch etwas stolz, kamen wir gegen 17:30 Uhr beim ausgewählten Zeltplatz an. 16,1 Meilen, und das noch mit 1200 Höhenmetern, das war eine ordentliche Leistung.
Schnell noch gekocht, Blogeintrag vorgeschrieben und das Innenzelt aufgebaut. Da es hier sehr böhig war, ließen wir die Außenhaut lieber weg, das gibt sonst nur eine unruhige Nacht.
Unser kleiner Zeltplatz, dieses mal alleine

Kurz bevor wir uns gegen 18:30 Uhr  (!) ins warme Zelt verkriechen wollten, kam ein netter Herr mit seinen beiden Hunden beim Spaziergang vorbei. Hundebesuch mögen wir immer gerne! Wir vermissen unseren Johnny schon sehr… ;-(
Am nächsten morgen werden wir noch ca. 5 Meilen zum Onyx-Summit laufem und von dort aus nach Big Bear City trampen. Davon träumen wir seit 6 Tagen 😉

Heute dann wachten wir nach einer kühlen und windigen Nacht gegen 6 Uhr auf und machten uns an die letzten Meilen bis zu unserem geplanten Ausstiegspunkt. Auf halben Weg kamen wir an einem „privaten Zoo“ vorbei. Ein Gelände mitten im Nirgendwo, von Zäunen umrundet, auf dem Bären, Tiger und Löwen gehalten werden. Anscheinend werden diese dort trainiert für Hollywoodfilme und Werbespots. Viel konnten wir nicht sehen, aber die Käfige waren Mini und sicher alles andere als artgerecht. Einen gelangweilt-schauenden Bären konnten wir sehen. Alles sehr traurig. 

Mini Käfige, sehr schlimm

Dort angekommen stand ein Pick-Up-Truck mit riesigem Anhänger und daneben ein Pferd. Dass es auch Reiter gibt die den Trail in einer Saison  am Stück bewältigen wussten wir schon. Hier war so einer. Seine Frau macht den Support, d.h. sie treffen sich jeden Abend nach ca. 25 Meilen, campen zusammen und tauschen täglich die Pferde. Auch ein tolles Abenteuer, und logistisch noch etwas aufwändiger als zu Fuß. Wir kamen ins Gespräch und sofort bot uns die Frau an, uns nach Big Bear City zu fahren. Das hatte auch den Vorteil, dass Stephan auf der Rückbank mit dem Hund knutschen konnte der die Reise im Supportauto mit macht.

Ein Hund zum knuddeln, einfach toll!

Von Big Bear City liefen wir noch ca. 3 Meilen bis Big Bear Lake,  die Nachbarstadt in der es einfach mehr gibt.
Die Stadt scheint viele deutsche Wurzeln zu haben. Wir checkten in der „Black Forest Lodge“ ein, einer Anlage im „Schwarzwaldstyle“, oder zumindest eine übertriebene kitschige Variante davon.

Black Forest Lodge – zu empfehlen

Im Diner gegenüber gab’s ein Holzfällerfrühstück, auch dort hatten sie einiges deutsches Essen, oder zumindest was sie drunter verstehen

Die Zimmer waren günstig, so dass wir uns für die Luxusvariante mit eigenem Jacuzzi im Zimmer entschieden.

Whirlpool im Zimmer, hatten wir auch noch nicht.

Immerhin haben wir morgen an unserem Zero-Tag unseren 15. Hochzeitstag,  da darf es auch mal etwas mehr Luxus sein. Vielleicht gönnen wir uns auch noch eine Massage, mal sehen. 
Den Weg zum nächsten Laundromat fanden wir schnell, endlich nicht mehr stinken (zumindest mal zwei Tage nicht).

Für ein paar Dollar wäscht man seine komplette Wäsche

Unseren Füßen geht es eigentlich sehr gut, ein paar kleinere Blessuren außer acht gelassen. Einziger Nachteil der leichten Trailrunnerschuhe ist, dass durch das Mesh am Vorfuß der feine Staub eindringt und die Zehen schwärzt. Und da helfen leider die Gamaschen auch nicht.

Schmutzfuß-Indianer

Die Beine schmerzen auch nicht mehr so sehr, vielleicht werden wir jetzt nach 15 Tagen doch langsam fitter.

Morgen lassen wir es ruhig angehen. Etwas Vorräte aufstocken, möglichst viele Kalorien reinhauen und relaxen.

Bis bald,

Stephan und Irene

14 Gedanken zu „Von Idyllwild bis Big Bear Lake &8220;

  1. Hallo ihr Zwei.
    Nachdem ich bis Ostern Facebook gefastet und demnach euren Start verpasst habe, bin ich nun up to date?
    Es gibt eigentlich kein passendes Wort für eurer Abenteuer und die damit verbundene Leistung, die ihr da erbringt!! Dafür erstmal meinen Respekt!
    Eure Berichte lesen sich so großartig und spannend (ihr solltet daraus ein Buch schreiben?) sodass die Erwartung und Spannung auf den nächsten Bericht echt hoch sind.
    Viele haben es euch bereits geschrieben, dennoch auch von mir noch mal.
    Danke, dass ihr uns an euerm Abenteuer/der Tour eures Lebens teilhaben lasst und dieses virtuell miterleben können. Auch ich bin immer ganz gespannt, wie es euch geht, was ihr neues erlebt habt und wie es weiter gegangen ist.
    Ich wünsche euch weiter viel Durchhaltevermögen, Kraft und Mut euren Traum zu leben.
    Und gratuliere natürlich zum Hochzeitstag!!!
    Liebe Grüße aus Zeeland ?

  2. Wahnsinn was ihr leistet. Mir tun schon die Füße beim lesen weh. ?
    Wieder ganz toll euer Bericht. Freu mich das es euch gut geht.

  3. Hi ihr 2…..wieder bin ich total begeistert von eurem Abenteuer ?…..Hut ab . Ich wäre schon nach einpaar Tagen einfach irgendwo sitzen geblieben . Aber wie ich sehe gefällt es euch richtig gut . Ihr habt nicht nur geträumt …..ihr habt euren Traum wahr werden lassen . Passt auf euch ….viele Grüsse Bianca ?…..freu mich auf euren nächsten Eintrag ?

  4. Hallo ihr zwei
    Danke für euren neuen Bericht, Mutter kann schon das Tablett bedien um ihn zu lesen.
    Alles gute zu eurem Hochzeitstag feiert ihn schön mit einem Becher Quellwasser verfeinert mit einer Brausetablette
    Gruß Vater

  5. Ihr Lieben, ganz viele Grüße aus dem Kölner Raum. Freue mich immer, von Euch zu hören! Und finde Euren Blog sehr inspirierend ? Weiterhin fitte Füße und haltet die Ohren steif ?

  6. Hallo ihr Zwei……also toll wie und was Ihr da macht…….Endlich mal jemand der seine Träume lebt und nicht nur träumt! Wir wünschen euch Alles Gute zum Hochzeitstag und weiterhin so viel tolle Lebensgefühl aber besonders Gesundheit, bei eurem Marsch. Haltet uns weiter auf dem Laufenden…..LG aus dem Saarland Mona und Tom

  7. Liebe Nene, lieber Stephan, alles liebe zum Hochzeitstagund noch viele glückliche Jahre! Vielen Dank für Euren wunderschönen Blog,den ich täglich genieße.Hoffentlich geht es so erfreulich weiter und Ihr bleibt weiter fit!
    Ganz liebe Grüße und alles Gute! Mama

  8. Hallo ihr zwei ihr seit aber gut unterwegs und habt wieder ein Paar Mailen und ein Ehejahr geschafft macht weiter so ist toll zu lesen.Passt auf euch auf bleibt gesund und habt spass ihr zwei.Gr.Rainer.;)

  9. Danke für diesen tollen Bericht, da schmeckt man fast schon den Staub!. Liebe Grüsse aus dem nassen Deutschland??

  10. Auch für diesen tollen Bericht bedanke ich mich herzlich. Ihr schaut toll aus alle beide, trotz anstrengender Wege total entspannt. Typisch Stephan – ein Hund zum Knutschen, ob der Gute wollte oder nicht, gell? 🙂 Aber ich kann das nur zu gut verstehen, auch wenn ich selbst (noch) keinen habe. Recht habt ihr, dass ihr es euch dazwischen gut gehen lasst. Viele schöne Erlebnisse weiterhin wünsche ich euch von Herzen. <3

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