Von Trout Lake nach Snoqualmie Pass 

In Trout Lake nahmen wir unplanmäßig einen weiteren Zero-Tag, um uns um private Dinge zu kümmern. Zum Glück hatte das schöne Motel ein paar kostenlose Leihfahrräder, mit denen wir in die ca. 1 Meile entfernte „Stadt“ fahren konnten. Dort gibt es ein Café, in dem man gut essen kann und einen kleinen Dorfladen der fast alles hatte und gar nicht so teuer wie befürchtet war. Dort kauften wir auch noch das Essen sowohl für die kommenden drei Tage als auch die darauf folgenden fünf, was wir in einem Paket im benachbarten Postbüro noch verschickten. Je weniger zu tragen ist, desto besser. Im Café trafen wir auf viele Bekannte Gesichter, die teils vor uns kamen, teils nach uns. 

Am Freitag machten wir uns dann wieder auf den Weg. Der Shop hat eine Liste mit Telefonnummern der örtlichen Trailangel,  und so fuhren wir schon eine halbe Stunde später mit drei anderen Hikern zurück zum Trail. Am Trailhead angekommen wartete ein alter Bekannter auf uns: Neo, ein älterer Hiker aus Alaska, den wir zuletzt vor ca. 1200 Meilen gesehen hatten wartete auf eine Mitfahrgelegenheit. Der PCT führte meist durch lichten Wald mit einigen leichteren Anstiegen kontinuierlich nach oben. Da es keine Seen und Feuchtbiotope gab, hielten sich die Mücken in Grenzen. Fast noch nerviger sind allerdings die Fliegen. Mitunter beißen sie einen sogar. Allerdings sind sie ziemlich doof und lassen sich sehr leicht klatschen.
Auf dem Weg trafen wir auf ein wieselartiges Tierchen. Was es genau war wissen wir nicht. Es war jedenfalls nicht sehr scheu und schaute keck von einem Ast zu uns herab. Irgendwann kam es dann runter und hoppelte über den Weg dahin.

Wiesel von oben

Am Abend fanden wir nach 20 Meilen einen netten Zeltplatz direkt neben einem tosenden und reissenden Bach. Ein anderer Thruhiker war schon dort und hatte netterweise ein Feuer gemacht. Mit dem kontinuierlichen Rauschen des Bachs im Ohr schliefen wir ein. 
Neben dem tosenden Gletscherbach haben wir erstaunlich gut geschlafen, gegen 6 Uhr standen wir auf, und nach Morgenroutine und Frühstück machten wir uns auf den Weg. Uns entgegenkommende Hiker hatten uns gewarnt, dass die Moskitos auf dem nächstem Stück wieder zahlreich und nervig wären, deshalb hatten wir vorsorglich unsere langen Hosen angezogen. Und wie sich zeigte, war das eine gute Entscheidung. Der Trail schlängelte sich zunächst durch dichte Wälder, gesäumt von kleinen Seen und Tümpeln, also ideal für Moskitos. Bewaffnet mit langen Hosen und langen Ärmeln und streckenweise auch unseren Moskitonetzen für den Kopf war es erträglich, so lange wir liefen. Gemütliche Pausen waren allerdings nicht drin, das betrachteten die Moskitos als Einladung. Gegen Mittag lichtete sich der Wald und gab Ausblicke frei – wegen des noch immer über Washington ziehenden Rauchs der Waldbrände in Kanada konnten wir aber leider nur die nahen Berge sehen, der majestätische Mt. Rainier, der mit seinen 4400 m die Landschaft dominiert, war leider nicht zu sehen. Wir stiegen immer höher hinauf und bald schon wechselte die Szenerie, statt Wald liefen wir nun über Geröll und baumfreie Wiesen – die Goat Rock Wilderness – , überzogen mit einem Blütenteppich in lila. Wunderschön!

Lila Blumen soweit das Auge reicht

Spektakulär wurde es am frühen Abend, als wir einen Pass überquerten, dahinter erstreckte sich ein langgezogener Talkessel, an dem wir entlanggingen, gesäumt von wenigen Bäumen und durchzogen von tosenden Bächen und Wasserfällen.

Atemberaubende Landschaften

Viele Tages- und Wochenendwanderer begegneten uns, und so war es abends gar nicht so einfach, noch einen der wenigen Zeltplätze zu ergattern.

Ein kleines Plätzchen reicht uns

Der nächste Tag hatte es in sich – immer weiter ging es die Berge hinauf zum höchsten Punkt des PCT in Washington. Wir kämpften uns die kargen Hänge entlang, meist auf rutschigem Untergrund – auf Geröll laufen ist bergauf sehr anstrengend, bergab aber noch mehr! 

Fast den ganzen Tag hatten wir wirklich atemberaubende Ausblicke, und sogar Mt. Rainier, der nur noch 50 Meilen entfernt ist, zeigte sich, wenn auch leicht verschleiert.

Der gute Rainier – ein noch junger Vulkan der Kaskadenkette mit den größten Gletschern in den „Lower 48“

Immer wieder hatten wir gehört, dass die Strecke in Washington unvergleichlich schön sei – und das stimmt! Blühende Wiesen, steile Hänge und aneinandergereihte Bergketten. Dazu neugierige Eichhörnchen und Murmeltiere!

Neugierige Blicke beim Vorbeiwandern

Auch einen Steinpilz am Weg fanden wir.

Den konnte Irene nur mit Mühe stehen lassen

Am frühen Abend erreichten wir den White Pass und einen Highway. Dort befindet sich nur 1 km vom Wanderweg entfernt eine Tankstelle mit angeschlossenem kleinen Motel im Nirgendwo – und hier wartete unser nächstes Versorgungspaket auf uns. Hinter der Tanke schlugen wir unser Zelt für die Nacht auf.

Kleiner Laden, aber alles was man braucht

Am nächsten morgen konnten wir ausschlafen. Der Shop, in dem unsere Powerbanks über Nacht zum Laden hingen macht erst um 8 Uhr auf. Pünktlich standen wir auf der Matte, tranken einige Kaffees und frühstückten einen Happen. 
Gegen 11 Uhr waren wir dann wieder auf dem Trail. Dieser schlängelte sich in sanftem Anstieg durch mit Seen versetzte Landschaften. Trotzdem hielten sich die Moskitos in Grenzen. Einige Southbounder kamen uns wieder entgegen, mit denen man sich immer gut über das dem jeweils anderen bevorstehende austauschen kann.
Irgendwie waren wir heute etwas schlapper, so dass wir schon nach 16 Meilen im Wald bei einem sprudelnden Bach unser Lager bezogen. Bis zum Snowqualmie-Pass sind es jetzt noch ca. 80 Meilen, dort werden wir uns am Freitag mit Irenes Cousine aus Seattle treffen, um dort ein paar Tage Familie zu besuchen und unseren Akku für die letzten 750 Meilen aufzuladen.
Frisch und halbwegs erholt ging es um 7 Uhr wieder mit unserem alltäglichen Fitnessprogramm weiter. Washington zeigte sich weiter von seiner schönen, aber bergigen Seite.

Viele Aufs und Abs zehrten an den Beinmuskeln. Zum Glück kamen immer wieder schöne, klare Bergseen, die zu Pausen einluden.

Glasklare Seen laden zum Verweilen ein

Und da es sich mit frisch gebadeten Füßen besser läuft, nutzen wir natürlich diese Gelegenheiten. Ausserdem ist der Trail hier so staubig, dass ein Fußbad wirklich nötig war. Gerade durchqueren wir ein Gebiet, dass eher trocken ist, d.h. man muss seine Wasserstopps gut planen.

Irene quert mittlerweile wie ein Profi

Die möglich gewesenen Aussichten auf Mount Rainier waren wegen des anhaltenden Dunst der kanadischen Feuer eher mau. Dafür erfreuten wir uns erneut an bunten Blumenwiesen in denen es summt und brummt – der Sommer ist auch für die Hummeln und Bienen hier eher kurz.

Nach 23 Meilen und nahe einer Quelle fanden wir noch einen netten Zeltplatz,  zusammen mit einem Schweizer den wir schon kannten und einem Amerikaner mit Hund.

Der gute Chester muss erst wieder in Form kommen

Der folgende tag war relativ unspektakulär. Wir mussten wieder gut mit dem Wasser planen, es ging viel auf und ab und wir kamen an einer netten Hütte vorbei, die der örtliche Schneemobilverein betreibt.

Nach 25 Meilen waren wir fertig und konnten nur noch müde unser Essen mampfen.
Donnerstag war auch wieder ein harter Tag. Es ist wirklich erstaunlich, wie viel hoch und runter es geht, auch wenn das Höhenprofil erst eigentlich gut aussieht. Dazu kommt noch das überdurchschnittlich warme Wetter zur Zeit, was einem bei jedem Anstieg den Schweiß literweise aus den Poren drückt. Trotzdem schafften wir 24 Meilen und haben so nur noch 10 Meilen bis zum Snowqualmie-Pass.
Uns graut nach den letzten Tagen vor den nächsten 250 Meilen in Washington, die noch mehr Aufs und Abs haben.

Am letzten Tag auf unserem Weg zum Snoqualmie Pass hatten wir nur noch knapp 16 km vor uns und so starteten wir nach einem mit frischen Blaubeeren aufgepeppten Frühstück voller Vorfreude in einen kurzen Wandertag.

Frisch gepflückt neben dem Zelt

Das Wetter war sehr gnädig, es hatte etwas abgekühlt und so fiele das Auf und Ab doch deutlich leichter. Die Landschaft war wunderschön und da Freitag war und wir uns wieder der Zivilisation näherten, begegneten wir bereits nach den ersten Meilen wieder deutlich mehr Wanderern, am Wochenende sind viele unterwegs auf kürzeren oder auch längeren Wanderausflügen. Gegen Mittag erreichten wir den Snoqualmie Pass, wo wir mit Irenes Cousine aus Seattle verabredet waren. Seattle ist nur eine knappe Stunde mit dem Auto entfernt – ein Zerotag in Seattle und das Wiedersehen mit Laura, ihren Eltern und ihren Kindern lockte! Da wir Seattle von 2 Besuchen bereits kennen, verzichteten wir auf sämtliche Stadtbesichtigungen und genossen stattdessen ein völlig entspanntes Wochenende im Kreis der Familie. Samstags kauften wir unser viertes, und hoffentlich letztes Paar neue Schuhe und den Nachmittag nutzten wir zum gemeinsamen Kajakfahren im Pazifik.

11 Gedanken zu „Von Trout Lake nach Snoqualmie Pass &8220;

  1. Schön wieder von Euch zu hören! Für Grüße an Laura und Co ist’s wahrscheinlich zu spät. Bin auch da schon sehr auf Berichte gespannt.
    Liebe Grüße und schnelles Einlaufen der neuen Schuhe!

  2. wie immer ein toller Bericht für uns „Daheimgebliebene“, vielen dank und weiterhin alles Gute auf den kommenden Meilen, lg 😉

  3. Zum entspannen Kajak fahren ,Das ist der Hit ?bloss nicht faul rum liegen ?Ihr seid schon Spitze. Und schön wars wieder ,Danke ❣

  4. Hi….wieder toll zu lesen . Ich beneide euch um den Ausblick in die wunderschöne Natur und die Tiere. Viel Spass in Seattle. Passt auf euch auf , denn ihr werdet gebraucht. ?

  5. Schön das es wieder wat zu Lesen von euch gibt dann weiß ich das ihr Fit 😉 seit das Panorama was ihr da habt ist einfach Klasse ich hätte schon keinen Bock mehr auf Alemania aber ihr habt ja noch ein Paar viele Meter- Km/h 🙂 also Passt auf euch auf und Viel Spaß euch beiden. Gr:Rainer 😉

  6. Ihr Lieben, hoffentlich geht es Euch weiter gut und Ihr habt nur kein Netz oder so
    oder macht nur Pause mit bloggen; ich öffne jeden Abend hoffnungsfroh de PC und bin dann immer sehr enttaeuscht. Hoffentlich ist alles o.k.
    Familie Annette ist gut nach Jesolo gekommen und Manfred hoffentlich auch gut an die franzoesisch-spanische Grenze.
    ganz liebe Grüße! Mama

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